Konzentrierter klettern, mich nur auf den nächsten Zug fokussieren. Das würde mir jetzt helfen, meine Emotionen beim Klettern in den Griff zu bekommen!
Das war mein Gedanke vor langer Zeit, als ich mal im kalten Frühjahr draußen war. Die Finger kalt und ich hatte kaum ein Gefühl am Fels. Echt übel, weil ich in solchen Momenten viel zu stark greife, die Finger ruck-zuck müde werden und ich denke, dass mir gleich die Kraft ausgeht.
Konzentrierter klettern - ein Ding der Unmöglichkeit mit Emotionen
In so einem Moment kommen die Emotionen ins Spiel.
Und die Konzentration? Praktisch nicht mehr vorhanden.
Der Fokus liegt nicht mehr auf dem Klettern, sondern darauf, dass ich meine Finger nicht mehr spüre und gleich fallen werde. Weit weg vom Flow-Erlebnis, so ein Klettern. Und damit ist es für mich mehr Stress als Spaß.
Warum überhaupt konzentrierter klettern?
Manchmal gibt's Routen, da brauchst du nicht viel Konzentration beim Klettern. Gerade leichte Routen lassen sich auch "einfach so" klettern. Manche unterhalten sich noch dabei.
Aber auch in leichten Routen macht mehr Konzentration einen Unterschied:
- Konzentrierter klettern bedeutet mehr Präzision und Qualität in deinen Bewegungszügen
- Dein Körper merkt sich jeden Bewegungszug - auch die hastigen, unsauberen Züge
- Du kommst schneller in den Flow, wenn du dich konzentrieren kannst.
Und in schwierigen Routen stellt sich die Frage gar nicht erst - ohne Konzentration geht gar nichts.
Hier möchte ich dir 3 Ideen mitgeben, die dir helfen werden, deine mentale Energie zu steigern, so dass du konzentrierter klettern kannst.
Es sind 3 Ideen, von denen ich denke, dass sie oft unterschätzt werden. Genauso wie das Thema "Konzentration" überhaupt.
3 Ideen, um konzentrierter zu klettern
Hier sind sie auf einen Blick:
- Schaff Ruhe-Inseln und Loslass-Ritual
- Fokus durch Atmung
- Ordnung im Außen erleichtert Ordnung im Innen
#1: Schaff Ruhe-Inseln und Loslass-Rituale
Das Ziel der Ruhe-Inseln heißt wirklich abschalten.
Ich liebe Pausen, in denen ich eine Kraftübung mache oder mit Bewegung wieder in Schwung komme. Am Trainingsboard, mit den Minibarren oder ein paar Sonnengrüße auf der Yoga-Matte.
Ruhe-Inseln können aber auch anders aussehen:
- einfach eine Tasse Tee oder einen guten Kaffee wirklich bewusst zu genießen.
- eine Meditation mit voller Konzentration auf die Atmung.
- ein Urlaubsbild anschauen und die intensiven Gefühle wieder herholen.
- eine Umarmung und die Gefühle, die dadurch entstehen, bewusst wahrnehmen.
- [deine Ideen]
Loslass-Rituale oder -gewohnheiten sind ebenso wichtig. Ansonsten schleppst du alles, was unbewusst in dir weiterarbeitet, mit dir herum. Das brauchst du echt nicht.
Ideen für Loslass-Rituale für mehr Klarheit:
- Mental Clean Desk: Stell dir einen Timer auf 10 Minuten und schreib auf, was dir gerade durch den Kopf geht. Ein Gedanke pro Zeile. Dann streich alles, bis auf die 3 wichtigsten Gedanken durch, auf die du Einfluss hast. Mach einen Aktionsplan für diese 3 Gedanken, um etwas zu verändern.
- Reframing: Frag dich am Abend, was dich heute beschäftigt hast und welche Lektion du daraus lernen kannst. Sehr wirkungsvoll im Austausch mit einem Partner.
- Imaginäre Schatztruhe: Stell dir vor, du schreibst alles, was du loslassen willst, jeweils auf eine kleine Kugel. Jede Kugel gibst du in eine Schatztruhe hinein, bis du die Truhe schließt.
- Energiedusche: Stell dir vor, dass mit dem Wasser alles von dir wegfließt, was du nicht mehr brauchst.
- Feuerzeremonie: Schreib alles, was du nicht mehr brauchst, auf kleine Zettel und verbrenn sie in einer Feuerschale.
#2: Fokus durch Atmung
Als Carlos und ich eine Zeit lang im Stimmtraining waren, haben wir dort viele Atemübungen zum Aufwärmen gemacht. Die Wirkung der Atemübungen war unglaublich.
Da habe ich wieder gemerkt, dass die Atmung eine der kraftvollsten Möglichkeiten ist, um
- sich innerhalb von Sekunden gelassener, stärker und zuversichtlicher zu fühlen.
- die Energie in kürzester Zeit zu steigern.
- alles andere auszublenden und die Konzentration zu schärfen.
Oft atmen wir viel zu flach! Das passiert auch mir, obwohl ich in den Yoga-Stunden immer darüber spreche, wie wichtig es ist, tiefer zu atmen.
Eine tiefe Atmung hat in kürzester Zeit Auswirkungen auf deinen Körper. Probiere es gleich aus:
Setz dich aufrecht hin, nimm die Schultern zurück und nimm 10 bewusste, tiefe Atemzüge. Atme etwas länger aus als ein.
Wie fühlst du dich? Was hat sich verändert?
Idee #3: Ordnung im Außen erleichtert Ordnung im Innen
Unterschätz nicht, was das ganze Krimskrams, das herumliegt oder repariert werden will, für Aufmerksamkeit von dir auf sich zieht. Oder wenn du etwas verzweifelt suchst, wie ich früher.
Ordnung war früher nie meins. Kreatives Chaos im kleinen Rahmen trifft eher zu.
Nachdem ich schon unglaublich viel Zeit mit Suchen von Dokumenten und anderen Sachen verbracht habe, weiß ich, was das bei mir für einen Stress ausgelöst hat. Völlig unnötig.
Frag dich, wo es äußerlich Sachen gibt, die dich stören (falls es welche gibt):
- Sind es die kaputten Kletterschuhe, bei denen dir jedes Mal beim Klettern genervt einfällt, dass du sie schon lange reparieren lassen wolltest?
- Ist es der Schreibtisch voller Unterlagen, bei denen eine Aktion von dir erforderlich ist?
- Ist es der übervolle Kleiderschrank mit Klamotten, von denen du die Hälfte nicht mehr anziehst?
- ...
Auch wenn du es vielleicht nicht merkst: Alles, was am Tag passiert ist und was dich generell so beschäftigt, nimmst du immer mit. Auch zum Klettern. Das Unterbewusstsein arbeitet weiter, wenn dich etwas beschäftigt.
"Wie überlastet du bist, merkst du erst, wenn du das Gefühl von vollkommener Entspannung kennenlernst"
Ich war fast erschrocken, wie gelassen und energiegeladen ich mich nach unserer 8-tägigen Patagonien-Wanderung im Dezember gefühlt habe. Wie schon jahrelang nicht mehr.
Und das trotz der heftigen körperlichen Anstrengung.
Dafür kein Computer, kein Internet, nur Natur.
Entschleunigen. Nicht nur einen Gang, sondern gefühlte 10 Gänge herunterzuschalten.
Was hilft?
Das war für mich ein Alarmsignal, dieses Gefühl unbedingt mehr in den Alltag zu holen.
Die Lösung ist nämlich nicht auf den Jahresurlaub zu warten, um sich völlig k.o. eine Auszeit irgendwo im Nirgendwo zu nehmen. Das Leben findet jeden Tag statt.
Es bringt auch nichts, dagegen anzukämpfen, die Geschwindigkeit und die Anzahl der Informationen zu verteufeln.
Finde lieber Frieden mit dem Chaos, mit der Schnelllebigkeit und der Infoflut.
Und: Finde einen Weg, wie du wirklich abschaltest und deine Konzentration schärfst.
Zusammengefasst
Konzentrierter klettern erhöht den Spaßfaktor beim Klettern (und sicher auch die Leistung), weil du dich weniger aus der Ruhe bringen lässt.
Die Konzentration zu schärfen ist nicht ohne, weil unser heutiger Lebensstil von Unterbrechungen und zahlreichen Informationen geprägt ist, die überall und jederzeit verfügbar sind und auf einen nahezu einprasseln.
Die glückselige Insel voller Frieden ist für mich realitätsfern.
Es geht mehr darum, im Sturm die Ruhe zu finden. Sich die Ruhe zu nehmen. Sich die Zeit zu nehmen, den Fokus zu schärfen.
Schaff dir Ruhe-Inseln, in denen du alles andere ausblendest. Schaff Loslass-Rituale, damit du nicht alles mit dir herumschleppst.
Nutze deine Atmung, um mit ihrer Hilfe deinen Fokus neu auszurichten und dich stärker, präsenter, bewusster zu fühlen.
Reduzier das äußere Chaos.
Hat dir das Thema gefallen? Ich würde mich freuen, wenn du von dir erzählst.
Was machst du, um mehr mentale Energie zu haben und um konzentrierter zu klettern?